KBV und KVen zu Apothekenreform: "Medikamente sind keine Bonbons"

Mit scharfer Kritik wenden sich die Vorstände der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und der 17 Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) gegen bekannt gewordene Pläne einer „Reform des Apothekenwesens“ aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG). Lesen Sie dazu die beigefügte Pressemitteilung.

17.09.2025

„Der Vorschlag, verschreibungspflichtige Arzneimittel ohne Verordnung durch Ärztinnen und Ärzten von Apotheken abgeben zu lassen, stellt gleich in mehrfacher Hinsicht einen gefährlichen Irrweg dar. Heute ist der Tag der Patientensicherheit. Da ist es geradezu ein Hohn, wenn das BMG ernsthaft vorhat, dass Apotheken Medikamente eigenständig verschreiben und auch gleich an Patienten abgeben können. Ein Arzt würde diese Patienten erst gar nicht zu Gesicht bekommen. Das kann Leib und Leben der Menschen gefährden! Medikamente sind keine Bonbons! Sie sollen gezielt zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt werden, die nur Ärztinnen und Ärzte aufgrund ihrer medizinischen Ausbildung überhaupt diagnostizieren und therapieren können. Apothekerinnen und Apotheker sind dafür nicht ausgebildet! 

Außerdem verstößt dieses Vorhaben gegen geltendes Recht. Dieses sieht bewusst die Trennung von Verordnung und Abgabe eines Medikaments vor. Gibt man diese Trennung auf, besteht das Risiko, dass die Verordnungsentscheidung nicht wie bisher alleine von medizinischen Erwägungen getragen ist. Apotheken erhalten für jedes Medikament, das sie abgeben, Geld. Je höher der Preis des Medikaments, umso höher fällt auch die Vergütung für den Apotheker aus. 

Wir fordern die Politik dazu auf, diese Pläne sofort ad acta zu legen. Sie entlasten in keiner Weise – wie in den BMG-Plänen behauptet – die Arztpraxen. Stattdessen gefährden sie die Patientensicherheit und treiben die Kosten in der GKV in die Höhe. Wir warnen hier – im wortwörtlichen Sinne – vehement vor den Nebenwirkungen und appellieren gleichzeitig an die Apothekerinnen und Apotheker vor Ort, auf ihre Interessensvertretungen einzuwirken. Denn wir alle sollten die Aufgaben wahrnehmen, für die wir originär qualifiziert sind und zusammenarbeiten mit dem Ziel einer guten und umfassenden Versorgung der Patientinnen und Patienten."

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